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Musik: Jürgen Merz, Reiner Krause, Ruth Balling, Olav Borgmeier  ...

...  und Geschichten: Klaus Heider

 

  Anlässlich unseres 7-jährigen Bestehens in 2008 entstand folgende Geschichte, die auf humorvolle Weise ein Stück SINNFONIA beschreibt:


An dieser oder einer anderen Stelle sind Sie es gewohnt, die SINNFONIA Geschichte des Abends zu hören. Es sind immer Geschichten, die ich mir zum jeweiligen Thema des Abends ausdenke.

 

Den Inhalt der Geschichte, die ich heute mitgebracht habe, habe nicht ich mir, sondern das Leben hat ihn sich ausgedacht.

 

Die Geschichte will Ihnen ein Stück von SINNFONIA zeigen, das Sie ganz sicher noch nicht kennen. 

         Alles klar?

  (Wenn Sie dies jetzt als Frage verstanden haben, haben sie mich falsch verstanden; es ist die Überschrift der Geschichte)

  Es ist dunkel, die Lichter der entgegenkommenden Autos blenden mich auf regennasser Fahrbahn, der Verkehr fließt zäh, ich komme nur langsam voran.

  Die Zeit drängt, ich bin zu spät losgefahren, und dann noch kurz zum Briefkasten. Ein Blick auf die Uhr: Es ist 20.10 Uhr noch etwa 20 Minuten zu fahren. Und Beginn ist um 20 Uhr. Das schaffe ich nicht mehr.

  Ich lehne mich entspannt zurück, jetzt ist es auch egal, und sie wissen es ja sowieso; ich komme immer zu spät, so zwischen 20.15 und 20.30 Uhr, immer zum ersten Vorbereitungstreffen eines Konzertes, dann, wenn sich nicht nur die Musiker treffen, sondern auch der Geschichtenschreiber dabei ist. Es gibt nur eine Ausnahme, an der auch ich, gezwungenermaßen sozusagen, pünktlich bin, wenn das Treffen bei mir zu Hause stattfindet.

  Aber meist treffen wir uns bei Ruth oder Olav, da müssen nur Reiner und ich so richtig fahren und es ist auch so schön heimelig dort. Es gibt Bier mit und ohne Alkohol, manchmal Wein, Säfte, Wasser Salzgebäck und viel Süßes. Und damit können sie ja schon einmal anfangen, bis ich komme.

  Nur einmal fand das Treffen ganz woanders statt, oder, um exakt zu bleiben, fast. Das war, als die einen dachten, das Treffen sei in Wuppertal, und die anderen, es sei in Hückeswagen, so traf man sich im Vorbeifahren quasi irgendwo in der Mitte. Wenn wir manchmal nicht sofort wissen, wo wir uns das nächste Mal treffen, kommt der Vorschlag "Trecknase" auf den Tisch. Aber meist klappt es; sicher es kann schon mal sein, dass die SINNFONISTEN sich zum Proben der Lieder treffen, und der Einladende ist selber nicht da, aber, wie gesagt meistens klappt es und insbesondere zu den Konzerten waren noch immer alle pünktlich und am richtigen Ort.

  Manchmal fehlen an diesen Abenden allerdings die Zuschauer. Zumindest werden wir dann doch um 10 vor acht unruhig, wenn nur etwa 3 Zuschauer anwesend sind. Insbesondere im Sommer stellt man sich dann die Frage, ob das private Grillen oder das Sommerfest des Sportvereins dann doch die interessantere Alternative sein könnte, aber dann kommt die Erlösung in Form von reisebusartigem Eintreffen der Zuhörer, und um 20.05 Uhr sind alle da und Gott sei Dank ist der Raum wieder einmal gefüllt und das Konzert kann beginnen. Aber so weit ist es noch lange nicht, erst einmal will das Konzert vorbereitet sein.

  „Ach jetzt wird auch noch diese Ampel rot…“ während ich den Wagen ausrollen lasse, gehen meine Gedanken zurück:

  Seit 7 Jahren gibt es die Gruppe nun schon; ich erinnere mich noch gut an mein „erstes Konzert“. Zittern und bibbernd las ich meine erste SINNFONIA-Geschichte „Was wäre, wenn…?“ in der mit etwa 25 Zuschauern fast vollständig gefüllten Pfarrkirche in Hückeswagen. Es war das 3. SINNFONIA-Konzert. Ursprünglich hatten Jürgen, Ruth, Ulla und Elisabeth mit Liedern und Texten den Abschied von Reiner aus den Diensten der Pfarrei verschönern wollen. Und weil es ihnen großen Spaß gemacht hatte, kamen sie auf die Idee, ein weiteres Konzert zu versuchen, und vielleicht eine Gruppe zu etablieren, die regelmäßig Konzerte geben konnte. Beim 2. Konzert war dann schon Olav dabei, um das Ganze musikalisch und stimmlich zu komplettieren. Als ich dann im 3. Konzert mit meinen Geschichten hinzukam, war das Ensemble komplett und sollte es für lange Zeit auch bleiben.

  4 Musiker, 2 Textinterpreten und 1 Geschichtenschreiber.

  Ein Blick auf die Ampel; es ist immer noch rot. Gefühlte 5 Minuten, so kommt es mir vor, aber mit der gefühlten Zeit ist es so eine Sache: Es war das Konzert in Wiehagen: Ich musste mitsingen. Anspannung für mich genug. Dann meine Geschichte, das ist für mich genau so aufregend, wie für die Sänger eine Solodarbietung. Aber dann hatte ich es geschafft, und es war auch alles gut gegangen. Entspannt ließ ich mich in der ersten Reihe nieder und harrte der Dinge, die da kommen sollten; allein, es kam nichts, zumindest gefühlte 22 Minuten nicht. 

  Zunächst fand ich es ja gut, dass meine Geschichte durch eine Pause gewürdigt wurde, aber dann wurde ich doch nervös, Mir wurde warm und auch die Zuschauer räusperten sich häufiger als sonst, aber ich bekam keinen Blickkontakt zu den anderen SINNFONISTEN. Als die Situation begann, unwirklich zu werden, ergriff Jürgen endlich die Initiative und weiter ging es…, wer weiß, wo wir heute wären? Nachträglich ergab die Recherche, dass die Pause etwa 2,5 Minuten gedauert hatte und der Grund darin lag, dass jeder dachte, ein anderer sei jetzt dran. Manchmal schlägt jemand vor, doch noch einmal eine Pause einzubauen. Ich darf Sie auffordern, im Falle einer zukünftigen Pause von mehr als 1 Minute, uns durch gezieltes, gemeinschaftliches Räuspern weiter zu helfen.

  7 Jahre, ein ungewöhnliches Jubiläum. Wer feiert 7 Jahre? Aber wir feiern auch Pfingsten ein ganzes Jahr lang und Weihnachten im Januar. Sie erinnern sich: Weihnachten einmal von der anderen Seite. Es war die Geschichte mit dem osteuropäisch klingenden Namen „Netchanhiew“ (Weihnachten von hinten nach vorne lesen). Es ist unser Prinzip, die Dinge anders, kritisch zu sehen und zu hinterfragen, nicht alles einfach zu glauben und doch einfach zu glauben. Und diesen Glauben finden wir in Chorälen und Rocksongs, Liedern von Liedermachern oder Kirchenmusikern. Manchmal versteckt und für den Autor möglicherweise selber unentdeckt und manchmal so prall und unglaublich präsentiert wie in „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Wir finden ihn auch in Kinderliedern und Volksliedern; noch immer wartet eine ganz besondere Interpretation von „der Mond ist aufgegangen“ auf ihre Unraufführung. Wir finden diesen Glauben in Texten von bekannten und unbekannten Autoren, und in unseren Texten und Geschichten.

  Aber was ist das Thema des nächsten Abends und wie werden wir es präsentieren, wie wird der Abend beginnen und wie bekommen wir den Spannungsbogen hin?   

 Es ist der schwierigste Teil der Vorbereitung und das, was uns nachher an diesem Abend beschäftigen wird.

  Zwischen Bier und Wasser, Salzgebäck und Schokolade werden wir das Thema diskutieren, heftig und kontrovers, nicht mehr ganz so erregt, wie noch zu Zeiten, in denen Elisabeth und Ulla dabei waren, aber nicht minder intensiv. Wir werden - wie immer - nicht einer Meinung sein und um das Thema ringen. Wir werden diskutieren und Thesen aufstellen und sie widerlegen. Wir werden den roten Faden entdecken und ihn dann doch wieder anders färben. 

  Wir werden Ideen entwickeln und sie doch wieder verwerfen. Selten reden wir über Lieder oder den Inhalt einer Geschichte, nur einmal hat Olav ihn in einer Diskussion entdeckt; das war, als Maria die Finger im Spiel hatte.

  Nein, wir werden am Ende eher weniger wissen als vorher. Aber eins ist sicher: Um 22.20 Uhr wird Reiner uns darauf hinweisen, dass er jetzt müde sei und gehen müsse. Er müsse schließlich noch weit fahren und morgen früh aus dem Bett. Das ist der Zeitpunkt, an dem alle ihre Kalender zücken, außer mir, denn ich werde bis zum Konzert nicht mehr dabei sein. Und obwohl, niemand wirklich kann, finden sie immer noch viele Termine, an denen sie fleißig proben.

      Alles klar?

  Nein, nichts ist klar, nichts steht fest, nichts ist gesetzt.

  Aber immer begleitet uns eine Idee. Sie wird uns nicht mehr los lassen und den Musik machenden SINNFONISTEN helfen, Ihre Lieder und den Spannungsbogen zu finden - und dem Geschichten schreibenden SINNFONISTEN seine Geschichte. Sie wird uns zu unserem nächsten Konzert führen. Manchmal, wenn mir die Geschichte erst sehr spät einfällt, frage ich mich, und vielleicht geht es den anderen ja auch so, ob uns nicht hin und wieder ein wenig Hilfestellung von oben zu Gute kommt; schließlich findet ja alles zu seinen Ehren statt.

  Ein wütendes Hupen reist mich aus meinen Gedanken. „Ach, ja, ich bin ja auf dem Weg zu SINNFONIA. Ich freue mich drauf."

 

aktualisiert 11.12.2022 | info@sinnfonia.eu